Verschwörung in der Krocketszene

Sonthofen (reuters) Auf den ersten Blick sieht alles ganz harmlos aus. Alle Jahre wieder treffen sich an einem geheimen Ort normale deutsche Familienväter, die alle eine normalen Beruf haben wie zum Beispiel Arzt oder Sozialpädagoge oder sich der Forstwirtschaft oder der Textilveredelung verschrieben haben. Auch auf den zweiten Blick wirkt es harmlos, ja fast belanglos skuril. Die mittlerweile alle gut über 30jährigen treffen sich seit fast zwanzig Jahren zum Zelten, geselligem Biertrinken und spielen unter sich den jährlichen "Krokketmeister" aus. Bei diesem Spiel wird eine Holzkugel mit einem Holzschläger durch eine mit kleinen Törchen gespickten Parcour befördert. Gespielt wird in mehreren Runden über zwei - drei Tage bis der Gesamtsieger feststeht.

Bild: In dem männerdominierten Sport konnten sich Groupies und Cheerleader nie etablieren (wg. alberner Frisuren?). Ladies

Nichts ungewöhnliches. Eigentlich sehr sympathisch, dass diese Freundschaften aus der gemeinsamen Jugendzeit die Zeit überdauerten. Dass am Abend mancher Spieler einen über den Durst trinkt - sei `s drum - kein Vergleich zu den Gelagen in Mallorca oder auf dem Müncher Oktoberfest. Diese Jungs nehmen sich halt einmal im Jahr die Zeit ein Wochenende gemeinsam zu verbringen.

Doch die intensiven Recherechen des Redaktionteams von Akte 03/05 (vormals "Akte X") um den sympathischen Moderator Ulrich Meyer zeichnen ein völlig anderes Bild. Ulrich Meyer, der stets seiner journalistischen Sorgfaltspflicht seriös und beharrlich nachkommt und dabei nie in platte Sensationslust verfällt, hat hiermit ein Musterbeispiel von investigativen Jourmalismus abgeliefert. Meyer, bei dem vor allem seine angenehm zurückhaltende Stimme in der Moderation aufällt, meinte zu dem Fall wörtlich: "Das ist die Akte Croquet - wie als Familienväter getarnte Bestien Deutschland erschüttern!" Meyer ist mittlerweile ein Synomym für die oft vermisste Nachrichtenkompetenz ohne Beimengung von Entertainment geworden. Weiter führte Meyer, der sich stets gegen Voyerismus in der Berichterstattung vehement wehrt, aus "Wir decken auf - die Croquet Akte!".

Bezeichnend die ordinären Reaktionen aus der Croquetszene. Der einzige, der sich zu den Vorwürfen äußern wollte, ist der in der Szene selbst umstrittene "Spieler" Dr. Suppe: "Wenn ich schwul wäre und würd´den Meyer sehen, würde ich sofort Familienministerin bei der CSU in Bayern werden!" Suppe redete sich derart in Rage, dass er sich zu der Äußerung " Dem Meyer sollte man einen Krokketschläger bis zum Anschlag in den End-, Dick- und Dünndarm jagen - Treibschlag, verstehst du?" hinreissen ließ.

Aber trotz der Aufklärung durch Ulrich Meyer, der augsteinischen Pathos mit feullitonistischem Gehalt auf höchstem Niveau mischt, sieht die Regierung keinen Anlass zum Handeln. Bundesinnenminister Otto Schily, der bekanntlich ja früher RAF - Terroristen verteidigte und somit damals schon beinahe dazu beitrug, dass unser Staat durch einige wenige Irregeleitete zerstört wurde, meinte lapidar: "Wir werden das in aller Ruhe analysieren. Für mich sind das harmlose Hobbysportler, die sich auf ein Bier treffen und - wie heisst das? - Kricket spielen. So sonderbar dieser Sport auch sein mag. Ich sehe hier keine inneren Interessen der Bundesrepublik Deutschland tangiert. Im übrigen bin ich der Meinung, da stimmt mir Kollege Beckstein aus Bayern zu - das weiss ich - dass die Ausübung des Krokketsports im üblichen Rahmen dem gedeihlichen Gemeinwesen sogar förderlich ist. Nachzudenken ist sicherlich darüber, ob man diese Leute integrieren will. Aber die Union mit ihrer Blockadehaltung spielt hier wie so oft mit dem Feuer."

Obwohl also bewiesen ist, dass die "harmlosen Croquetspieler" durch ihr jährliches Ritual wohlmöglich die Ankunft von Außerirdischen vorbereiten, um mit ihnen gemeinsam die Stadt Bielefeld (oder wie es aus Geheimdienstkreisen heiß: Erkenschwick) zu zerstören, um dann einen riesigen Croquetparcour aufzubauen, machen die Behörden nichts. Auch die Gefahr, dass die Croquetspieler mit einer Koalition aus Taliban, FC Bayern und Regensburger Frauenzentrum einen fundamentalistischen Staat aufbauen, in dem ganzkörperverschleierte Hausfrauen mit Croquetschläger rumlaufen und der Diktator Uli Hoeneß ein Schreckens-regime aufbaut, wird ignoriert. Ein "Spieler" (das ist der Redaktion bekannt) ist sogar Mitglied beim FC Bayern und spielt dort eine ähnliche ungewöhnliche Sportart. Dieser als eher harmlos eingestufte Spieler bildet zusammen dem fanatischen "Lusama im Handschu" , der erst vor kurzem zum Croquismus konvertierte, die berüchtigte Giesinger Zelle in München. Lusama betreibt in Indien mehrere "Croquetgymnasien" (finanziert von Uli Hoeneß), in denen unbedarfte Jugendliche der unteren Kasten ohne Perspektive zum totalen Croquet gedrillt werden. Die jungen Menschen haben zum ersten mal was richtiges zu essen (aus Uli Hoeneß´ Wurstfabrik in Nürnberg) und ein greifbares Ziel: Croquetmeister zu werden! Diese Jugendlichen sind zu allem bereit - außer dem verpönten Heberle! Und hier liegt die einzige Chance, die wir haben. Der "Heberle"! In weiten Teilen der Croquetwelt gilt der (aus China stammende) Heberle als verpönt (weil dieser Schlag als unfair und unsportlich gilt).

Suppe Undercover Bild: Dr. Suppe als Undercoverspieler in einem indischen Trainingscamp von Lusama (Ort der Red. bekannt). Er mußte später flüchten, weil ihn die tadellose Ausübung der Hausfrauentechnik verriet.

Der Halbchinese Malteng, über ein kompliziertes Beziehungsgeflecht bis in die Führungsetage der westdeutsche Automobilindustrie verstrickt (Gerüchten zufolge arbeitet Malteng in einer Nobelkarosserienproduktionsstätte in Oberbayern als Pförtner), propagiert den "Heberle" als normalen Croquetschlag und entzweite damit die Croquetwelt. Schärfster Gegenspieler und Verfechter der reinen Lehre: Lusama! Der israelische Geheimdienst kolportierte unlängst, dass ein Krokket-Krieg zwischen China (angezettelt von Malteng) und Indien (Croquetgymniasasten) möglich wäre. Man einigte sich aber auf ein Duell der Außenminister in den drei Disziplinen Tischtennis, Hockey und Croquet (interessant hierbei, dass der Mitbewohner von Lusama, den indischen Aussenminister im Tischtennis trainierte).

Bis auf weiteres ist die Croquetszene erst mal mit sich selbst beschäftigt. Aber Ulrich Meyer meint: "Dieses Thema und die damit verbundene Gefahr ist noch nicht durch!" (nl)

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